„Kekse verkaufen und im Wald rumsitzen”
Wenn mich Leute nach meinen Hobbys fragen und ich sage, dass ich bei den Pfadfindern bin, wissen die Meisten nicht viel damit anzufangen. Viele denken, dass wir Abzeichen sammeln und Kekse verkaufen- ein Klischee. Dem etwas zu entgegnen, ist allerdings auch nicht leicht, denn in wenigen Sätzen zu erklären, was Pfadfinden bedeutet ist fast unmöglich, weil es so unglaublich vielfältig ist. Wir sitzen jedenfalls nicht nur im Wald rum!
Generell sind wir eine Jugendgruppe, die zum einen wöchentliche Gruppenstunden, zum anderen verschiedene Ferienaktionen selbst organisiert. In den Gruppenstunden kochen, bauen, spielen wir, ganz worauf wir eben Lust haben. Die Ferienaktionen sind mal drinnen, mal draußen, mal für die Jüngeren oder Älteren, mal nur mit der eigenen Gruppe, deutschlandweit, oder sogar international.
Das Pfadfinden ist aber viel mehr als nur ein schlichtes Freizeitprogramm, es ist eine Gemeinschaft, ein Lebensgefühl.
Alle sind bei uns willkommen, man muss nichts besonders gut können, irgendetwas haben oder irgendwie sein um dazu zu gehören. Diese Gemeinschaft gibt es in den einzelnen Gruppen, aber auch auf internationaler Ebene. Auch wenn man auf Großlagern ist, auf denen tausende fremde Leute sind, behandelt jeder einander freundschaftlich: Man weiß, etwas verbindet einander, sogar wenn man verschiedene Sprachen spricht. Die Pfadfinderei ist, meiner Meinung nach, eine der besten Möglichkeiten, Menschen kennenzulernen und besonders intensive Freundschaften zu knüpfen. Man hat Kontakt zu Jüngeren und Älteren, Leuten mit ganz anderen oder mit den gleichen Interessen, Hintergründen und Meinungen als man selbst.
Auf Fahrten und Lagern lebt man gewissermaßen in einer ganz anderen Welt, weit entfernt vom Alltag. Man ist oft draußen in der Natur und kocht auf dem Feuer, wandert,spielt, zeltet, ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Selbstständigkeit. Nirgendwo sonst erlebt man so mitreißende Singerunden am Lagerfeuer, manchmal mit Kontrabässen und Akkordeons, bei denen alle laut mitsingen.
Und wenn man eigene Ideen einbringen, mitentscheiden und mitmachen will, dann wird einem auch als Jugendlicher zugehört und man bekommt Unterstützung.
Ich habe dank der Einflüsse der Pfadfinder echte Leidenschaften gefunden und so viel über Gemeinschaft, Toleranz und über Werte gelernt.
Aber das alles lernt man schlicht und einfach während man Spaß hat: Selten erlebe ich in meinem Alltag eine so ausgelassene Stimmung und so viel Lachen wie auf Pfadfinderaktionen. Das ist eine unbeschreibliche Atmosphäre, die schwer zu verstehen ist, hat man sie nicht selbst erlebt.
Annika Bretschneider “Lele” vom Pfadfinderstamm St.Jörg